Lego – Grundbausteine einer Kindheit

Wenn ich an meine Spielwaren der Kindheit zurückdenke, fällt mir neben Siku und Matchbox nur eine bekannte Marke ein, die wie der Kakao am Morgen zum Tag dazugehörte: Plastiksteine des dänischen Herstellers Lego. Den gibt es bereits seit 1932, und dass „Lego“ ein dänisches Kunstwort ist, welches sich von „leg godt“ (spiel gut) ableitet, ist wahrscheinlich den Wenigsten bekannt – und auch nur eine Randbemerkung wert. Interessanter ist, dass Lego noch immer der größte Spielwarenhersteller der Welt ist und die Legosteine, mit denen ich meine müßiggängerische Zeit in der Kindheit verbrachte, inzwischen als Klassiker der stark gewachsenen Produktpalette gelten. Zeit für einen Rückblick.

Lego 7740 (1980) - Bausteine der Kindheit

Lego 7740 (1980) – Bausteine der Kindheit

Lego war simpel und großartig. Die Möglichkeit, duch verschiedenfarbige Plastiksteine Miniaturmodelle von Dingen zu erstellen und sie zu verfremden, war für mich als Kind ein Segen. Ich baute damit alles nach oder neu, was mir gerade so in den Sinn kam: Jahrmarkts-Fahrgeschäfte, Raumschiffe, mehrstöckige Gebäute und sogar kleine Städte. Meist habe ich die Modelle sofort wieder demontiert und etwas völlig anderes daraus gebaut. Das war der Reiz an der Sache.

Besonders angetan hatten es mir die Eisenbahn-Sets. Aus Zügen wurden Raumschiffe, dann wieder Züge, dann undefinierte Transportmittel. Der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt und Materie war im konstanten Wandel. Irgendwann war Spielzeug dann out, die Jugend bekann und die Legokiste verschwand im Keller. Zusammen mit der Erinnerung an die vielen Dinge, die man einst erschaffen hatte. Ist im Leben irgendwann ab Ende dreißig der Zenit überschritten, kommt merkwürdigerweise alles wieder. So auch bei mir, und so fragte ich mich, was aus der Marke Lego inzwischen geworden ist.

Lego im neuen Jahrtausend

Schaut man sich die aktuelle Produktpalette an, erkennt man rasch, dass Lego sich den Anforderungen des neuen Jahrtausends angepasst hat. Längst gibt es nicht mehr nur die simplen Steinchen. Neben Videospielen und Filmen, Computertechnologie (Mindstorms) und Freizeitparks hat Lego sich besonders auf Themenreihen wie Star Wars oder Lego Bionicle fokussiert. Mit „Lego Men“ soll inzwischen auch die erwachsene Männergeneration mit großen Radladern, Kränen oder einem detailgetreuen Porsche angesprochen werden.

Der bunte Baustein war gestern. Auch verständlich, denn wäre man beim simplen Plastik-Element allein geblieben, hätte längst ein fernöstlicher Konkurrent Lego als Marktführer im Kinderzimmer abgelöst. Das Patent ist mittlerweile ausgelaufen und der Europäische Gerichtshof hat entschieden, dass die besondere Blockform nicht als Markenzeichen eingetragen werden kann. So gibt es inzwischen auch einige günstigere Alternativen aus China, die sich in den Spielwarenabteilungen aber noch nicht durchsetzen konnten.

Begegnung mit dem Lego-Store

Da meine Erfahrung mit Lego sich auf die Achtziger beschränkt, habe ich die Entwicklung der Marke in den letzen 25 Jahren nicht wirklich wahrgenommen. Vor ein paar Wochen fiel mir ein Lego-Store auf – diese Läden gab es damals noch gar nicht – und ich ging einfach mal rein. Da stand ich nun wie ein Fremdkörper in einem Laden, der von der Aufmachung und Optik her ebenso eine Boutique oder Apple-Store hätte sein können. Ein modernes, minimales und geordnetes Etwas. Wollen das die Kinder von heute? Vielleicht ja, vielleicht werden sie auch einfach nicht gefragt.

Da erinnere ich mich noch bestens an die chaotischen Lego-Ecken bei Karstadt in den Achtzigern. Überall kleine Steinchen verstreut, hier und dort ein halbfertiges Modell. Eigentlich ein Abbild des Kinderzimmers, dort sah es ja auch immer aus wie nach dem Bombenangriff. Ich hätte Stunden dort verweilen können. Hätte man mir als Trost nicht jedes Mal eine kleine Box Lego gekauft, wäre ich wahrscheinlich stur dort geblieben.

Fazit: Der eigentliche Reiz an Lego

Auch gab es damals gefühlt weniger vordefinierte Modelle wie heute. Heute erscheinen viele Bausteine nur noch mit dem jeweiligen Thema der Box zu funktionieren. Aus einem Lego Ninja Turtles-Set lässt sich schwer eine Weltraumstation zusammenbauen. Vielleicht eine Turtles-Weltraumstation, aber die will man ja nicht. Bereits Vorgefertigtes zusammenzusetzen war für mich als Kind immer wie „Malen nach Zahlen“ – etwas für fantasielose Trottel.

Glücklicherweise gibt es auch heute noch die einfachen, simplen Steinchen in einer Box zu kaufen. Alles andere hätte mein Weltbild auch getrübt. Als Elternteil ist man vielleicht besser beraten, sich nicht die mit Themen und Technik beladenen Boxen andrehen zu lassen, sondern Kreativität durch Einfachheit zu fördern. Allein die Anzahl an Kombinationsmöglichkeiten für sieben gleichfarbige 4×2 Steine liegt bei über 85 Milliarden. Das reicht locker für mehrere Kindheiten.

Autorenbild

Autor: Dirk

Als Kind der späten Siebziger schreibt Dirk über all die Dinge, die sich in den letzten 30 Jahren für ihn verändert haben. Dabei kramt er nicht nur alte Computer- und Videospiele wieder hervor, sondern untersucht auch die alltäglichen Dinge des Daseins. Seine zentrale Frage beschäftigt sich damit, warum gewisse Dinge der Kindheit und Jugend später einen besonderen Status erhalten.

Schreibe einen Kommentar

Kommentare werden geprüft, bevor sie freigeschaltet werden. Unerwünschte Kommentare (Spam, Werbung etc.) sowie Links werden nicht veröffentlicht.

Ich erlaube die Speicherung meiner Daten (Name, E-Mail, Kommentar, IP-Adresse, Zeitstempel) sowie die verschlüsselte Übermittlung meiner E-Mail-Adresse an Automattic zur Anzeige von Gravataren. Du kannst deine Einwilligung hierzu jederzeit per E-Mail an service@retropie.de widerrufen. Weitere Informationen erfährst du in der Datenschutzerklärung.

Neue Kommentare

Thomas zu Bremer Innenstadt – Erinnerung an andere Zeiten zwischen Shopping und Erlebnis

Hallo Dirk, geil Dein Artikel. Ich denke als Kind der 70er auch noch immer gerne z.B. an Follow Me im Karstadt zurück. Mal in Platten reinhören oder …

Marion zu Supermärkte – war kurz in der Vergangenheit einkaufen

Das war die Linie 59 ! Gelsenkirchener Str. - Wertkauf und retour.

Ingo Köhler zu Bremer Innenstadt – Erinnerung an andere Zeiten zwischen Shopping und Erlebnis

Was für ein schöner Artikel. Danke sehr. Gerne möchte ich an zwei Urgesteine erinnern, die wohl nur kennt, wer so Bremen- und detailverliebt ist, dass …

Alban zu Thief – The Dark Project – warum weniger mehr war

Hallo zusammen, Bin nach vielen vielen Jahren auch wieder auf den Meisterdieb gestoßen. Es hat sehr starke Gefühle und erinnerung bei meinen besten …

Terry zu Aktueller Software Markt – Denkmal für die coolste Spielezeitschrift

Im Bezug auf mein vorheriges Kommentar: Nicht Michel Suck sondern Matthias Siegk. Ich verwechsel die Namen auch nach 30 Jahren noch 😂

Terry zu Aktueller Software Markt – Denkmal für die coolste Spielezeitschrift

Gut geschrieben, wobei man noch auf die Zeit hätte eingehen können als Michael Suck als Chefred zugange war. Der brachte seine eigene Ära und einen …

Niki zu Supermärkte – war kurz in der Vergangenheit einkaufen

Habe vor paar Jahren Real Ihlpol, fotografiert, vor dem Umbau (noch unter real) bei den kitschigen Familienplakaten musste ich grinsen, was bei real auch …

Holger zu Videotheken – fast ausgestorbenes Relikt der frühen Achtziger

Ich bin froh, dass die Videotheken verschwunden sind. Die haben die Innenstädte verschandelt. Der Handel wird in 30 Jahren fast vollständig online sein …

Neue Beiträge