Progressiv ist in den letzten Jahren auch zu so einem Modewort verkommen, das immer dann auftaucht, wenn irgendein Quark als besonders fortschrittlich und zukunftsweisend verkauft werden soll. Daneben wird es noch fachsprachlich genutzt, wenn im medizinischen oder finanziellen Sektor etwas stetig anwächst und fortschreitet. Ein fortschreitender Tumor ist allerdings selten fortschrittlich. Beide Bedeutungen vereinigt sind aber in der Musik zu finden. Bereits Ende der Sechziger wurde mit Progressive Rock eine neue Rockart definiert, die mit anderen Elementen fusionierte und damals als besonders fortschrittlich und modern galt. Mitte der Neunziger tat sich dann bei elektronischer Musik wieder etwas und der Zusatz Progressive kennzeichnete bei House, Techno und Trance Produktionen, die klarer strukturiert, weniger anarchistisch und linear aufgebaut waren. Hört man genauer hin, was Mitte der Neunziger alles an „progressive” auf dem Plattenteller landete, erkennt man, dass mit Adjektiven wie „aufbauend” oder „anwachsend” alleine dieser Musikstil kaum ausreichend beschrieben wird.

Progressive als neuer Zusatz zu House, Techno und Trance ab Mitte der Neunziger.
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In den Neunzigern hatte ich mit House nicht so viel am Hut. Das änderte sich ein wenig, als um 1993 aus Großbritannien ein neues Subgenre namens Progressive House zu uns hinüberkam. Bekannt wurde der Begriff um 1992, als Dom Phillips für Mixmag seine Eindrücke dieser neuen Form des House beschrieb: „Progressive House we’ll call it. It’s simple, it’s funky, it’s driving, and it could only be British”. Für neue Hypes waren die Engländer ja bekannt. Die ersten Tracks waren alle heiter angereichert mit Piano-Samples und Tribal-Elementen. Später nahmen sie auch Elemente der Trance- und Techno-Bewegung auf, wurde düsterer und dramaturgischer. Die Tracks bauten sich langsam und treibend auf, steigerten sich mit Flächen und dezent eingesetzten Vocals hin zur Ekstase.

Hard Hands (1992-2000) – UK Progressive House Label
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