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Dirk am 31. Januar 2021
Es gibt selten Filme, die ich mir mehr als einmal ansehe. Und davon nur ganz wenige, die ich bislang dreimal und mehr gesehen habe. Tarantinos „Pulp Fiction“ (1994) und Walter Hills „The Warriors“ (1979) zählen mit zu diesem kleinen Kreis. Und dann ist da einer, der einsam auf dem Thron hockt und in den letzten 30 Jahren ein Dutzend Mal wiederabgespielt wurde. Anfangs auf VHS-Kassette und später auf DVD. Es ist einer der weniger bekannten Filme von Martin Scorsese, den er 1985 als Die Zeit nach Mitternacht („After Hours“) auf die Leinwand brachte. Eine schwarze Komödie mit tragischen, schrägen und etlichen surrealen Zügen. Quasi ein nächtlicher Trip durch Lower Manhattan. Und das (fast) ohne Drogen.

„Die Zeit nach Mitternacht“ (1985) – unterschätzter Filmklassiker der Achtziger.
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Denkt man an die ältesten Vertreter elektronischer Tanzmusik, kommen einen sicherlich Chicago House und Detroit Techno als Ur-Formen von House und Techno in den Sinn, die Mitte der Achtziger den Grundstein für viele elektronische Genres legten. Doch halt, da gab es mit Acid House ja noch ein anderes Phänomen, das zwischen 1987 und 1989 die Achtziger elektronisch rockte. Auch wenn der Hype schnell verpufft war, so hat er doch seine Spuren hinterlassen. Die Acid-House-Bewegung brachte nicht nur Ecstasy, illegale Raves und den Smiley in die Schlagzeilen, sie festigte auch einen Untergrund in der Jugendkultur, der noch viele Jahre zusammen mit elektronischer Musik weiterexistieren sollte.

Acid House – Jugendbewegung der späten Achtziger
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Dirk am 31. Oktober 2020
Autofahren war früher noch richtige Hingabe. Die alten Lenkungen und Bremsen erforderten Kraft und Geschick, übliche Reparaturen ließen sich selber erledigen und statt aufs Navi musste man sich auf Erfahrung und Intuition verlassen. Lange Zeit gab es weder Parkplatzsorgen, Gurtpflicht noch Promillegrenze. Und auf den Autobahnen war so wenig los, dass man sich an ungehemmter Freiheit berauschte und den Traum automobiler Rollenverteilung lebte. Das hat sich inzwischen alles geändert. Geblieben ist das Automobil als deutsches Kulturgut und Konfirmation zum vollwertigen Staatsbürger. Ebenso als fahrbares Prestigeobjekt, mit dem man Wohlstand und Leistung demonstriert. Aber nicht nur das Drumherum hat sich verändert. Das moderne Auto hat kaum noch etwas mit den Blechkisten vergangener Tage gemein. Schaut man sich gewisse aktuelle Modelle an, wünscht man sich allerdings oft die gute alte Zeit zurück. Oder doch nicht?

Der einzigartige Mercedes-Benz 300 SL (1954-1957) mit Flügeltüren
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Dirk am 8. August 2020
Radfahren liegt im Trend. Ob nun Corona oder das kaputte Klima mit dazu beigetragen hat: Man schmunzelt schon über die vielen Neuradler auf den Radwanderwegen, die ausschauen, als wären sie ihr Leben lang nur Auto gefahren – in bunter Montur, auf nagelneuen, überstaffierten Fahrrädern. Einerseits erfreulich, dass eine auf Muskelkraft und Mechanik basierende Fortbewegungsmethode im von Bequemlichkeit angetriebenen Land vermehrt Beachtung findet. Andererseits, so viel Mechanik spielt beim modernen, mit Elektronik überladenen Fahrrad gar nicht mehr die Hauptrolle. Aber das ist beim Auto ja ähnlich. Wo man früher den Schraubenschlüssel brauchte, muss nun die Werkstatt mit Software und Laptop her. Als jemand, der seit 40 Jahren mit dem Fahrrad unterwegs ist, hat so ein traditionelles Zweirad noch eine ganz eigene Bedeutung. Und die pendelt zwischen Sportgerät, Fortbewegungsmittel sowie einem Vehikel, an dem man rumschrauben kann – damals wie heute.

Mein inzwischen fast 25 Jahre altes „Bike“ der Marke Eigenbau.
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Früher war gute Bildung und „was Anständiges“ lernen hocheilig. Daher sollte man statt in Comics seine Nase lieber in Schulbücher stecken. Die waren nur leider staubtrocken und alles andere als lustig. Auch zählte ich zu den Schülern, die nach Unterrichtsschluss freiwillig kein vergilbtes Buch mehr anfassten, wo zig Jahrgänge vorher schon reingerotzt hatten. Da tauchte ich lieber in die chaotischen Abenteuer der Agenten Clever & Smart ein, die mit dem Holzhammer einen Gag nach dem anderen raushauten und sich dabei gegenseitig Beulen in der Größe einer Ofenkartoffel verpassten. Literarisch wertvoll war der von Erwachsenen gern als „Schund“ bezeichnete Stoff nicht gerade. Und stellenweise auch nicht immer kindgerecht. Vielleicht war das der Grund für den Kultstatus, den diese Comics damals bei mir hatten? Nach über 30 Jahren gilt es nun, das herauszufinden.

Clever & Smart (Comic-Kultur seit 1958)
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Dirk am 27. Februar 2020
Bei den Gags „Hirnaussaugen, Kettensägenbenzin und dem Hamster in der Mikrowelle“ kommt meine Erinnerung noch nach über dreißig Jahren mit viel Anschauungsmaterial zu einem der kultigsten Spiele der Achtziger einher. Was Lucasfilm anno 1987 für den C64 rausbrachte, war ein Meilenstein, der Computerspielen etliche neue Elemente bescherte. Maniac Mansion war in vielerlei Hinsicht anders. Absurd, schräg und gleichzeitig fordernd und urkomisch. Und schaffte es, meine jugendliche Fixierung auf Actionspiele so langsam aber sicher zu lösen. Und nun, eine Ewigkeit später, ist die Luft aus dem alten Software-Schinken sicherlich raus. Oder nicht?

Maniac Mansion (Lucasfilm Games, 1987)
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Dirk am 28. Dezember 2019
„An Quelle führt kein Weg vorbei.“ Was wie artikelloses Kiezdeutsch klingt, war einer der bekanntesten Werbeslogans der Siebziger. Quelle war damals bekannter als der bunte Hund und in deutschen Haushalten erwartete man mit Spannung zweimal jährlich den dicken Katalog. Ach ja, „die“ Quelle! Das war Europas größtes Versandhaus, wo man von der Latzhose bis zum Laufgitter alles bestellen konnte. Bis zur Auflösung und der anschließenden Verschacherung des Unternehmens vor gut zehn Jahren. Und es gab nicht nur den Versandhandel, sondern auch große Warenhäuser, eine eigene Bank, einen Reiseveranstalter sowie viele Technikläden, die sich über ganz Deutschland verteilten. Nun ist das alles Vergangenheit und das ehemalige Familienunternehmen mit der markanten Hand im Logo existiert nur noch in alten Katalogen, Fotos und der Erinnerung. Und genau dort beginnt die Ausgrabung eines der großen Kapitel deutscher Konsumgeschichte.

Quelle – von Versandkatalogen und Technikläden
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Dirk am 28. November 2019
Was die morgendlichen Stimulanzien betrifft, hat Tee hierzulande nicht gerade die Krone auf. Und wenn schon Tee mit Koffein, dann meist Schwarztee. Dabei wird gerade Grüntee von Fitness-Gurus und Medikussen schon länger als Wundermittel und Schlankmacher gepriesen. So wie eine Arznei – die man eigentlich nicht mag, aber vielleicht hilft. Und auch die Boulevardblätter haben Grüntee als Attraktion entdeckt, rezitieren etliche Gründe, warum gerade dieser Tee so unheimlich gesund ist. Und fügen noch ein paar Rezepte hinzu, um ihn trendgemäß mit weiteren Zusätzen zu verfeinern. Schon ein kurioses Schicksal, das Grüntee hier im Westen erreicht hat. Entweder als Gesundmacher für Leute, die ungesund leben. Oder als Modegetränk, das man mit Ingwer, Zitronengras und Melone vergewaltigt. Blickt man in der langen Teegeschichte zurück, entdeckt man aber auch ganz andere Facetten.

Grüntee – Stimulans aus dem alten Asien
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Dirk am 29. September 2019
Die goldene Ära rundenbasierter Taktik-Rollenspiele liegt schon etwas länger zurück. So gab es auf der ersten PlayStation noch ein ordentliches Angebot mit Klassikern wie „Final Fantasy Tactics“, „Ogre Battle“, „Hoshigami“ und einigen anderen. Das waren zwar alles NTSC-Spiele, die man nur mit Modchip auf einer deutschen Konsole spielen konnte, aber den Umbau waren sie wert. Ein Juwel, das auch in Europa erschienen ist, war Vandal Hearts II (Konami, 2000). Schaut man fast 20 Jahren später auf dieses Spiel zurück, erblickt man Qualitäten, die damals gar nicht so aufgefallen sind. Vielleicht, weil man sie heutzutage immer seltener antrifft? Ein guter Grund, um auf „Vandal Hearts II“ noch einmal einen prüfenden Blick zu werfen.

Vandal Hearts II – (Konami, 2000)
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Dirk am 3. August 2019
Mode und Trends gaben schon immer Rätsel auf. Bis zur späten Jugend beeinflussen sie die Kaufentscheidung, danach ist es zunehmend die Persönlichkeit, die Hose oder Hemd für einen aussucht. Eine natürliche Entwicklung. Was kümmert es auch, wenn Modeketten jede Saison neue Flausen kreieren und dem Esel die Karotte vor die Nase halten? Man muss den Zirkus ja nicht mitmachen, kauft was gefällt und achtet eher auf Qualität als Staffage. Doch spätestens wenn eine neue Herrenjeans fällig wird und man verärgert feststellt, dass in den Läden nur noch Modeelend angeboten wird, das einen als Volltrottel herumlaufen lässt, kommt man ins Grübeln. Und fragt sich, was gerade schief läuft. Dass früher vieles anders, aber nicht unbedingt alles besser war, zeigt diese Reise in Sachen Modetrends der Achtziger, Minimalismus und der mühsamen Suche nach einem überzeugenden Kleidungsstück.

Schuh oder Bremsklotz? Modetrends gaben schon immer gerne Rätsel auf.
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Hallo Dirk, geil Dein Artikel. Ich denke als Kind der 70er auch noch immer gerne z.B. an Follow Me im Karstadt zurück. Mal in Platten reinhören oder …
Das war die Linie 59 ! Gelsenkirchener Str. - Wertkauf und retour.
Was für ein schöner Artikel. Danke sehr. Gerne möchte ich an zwei Urgesteine erinnern, die wohl nur kennt, wer so Bremen- und detailverliebt ist, dass …
Hallo zusammen, Bin nach vielen vielen Jahren auch wieder auf den Meisterdieb gestoßen. Es hat sehr starke Gefühle und erinnerung bei meinen besten …
Im Bezug auf mein vorheriges Kommentar: Nicht Michel Suck sondern Matthias Siegk. Ich verwechsel die Namen auch nach 30 Jahren noch 😂
Gut geschrieben, wobei man noch auf die Zeit hätte eingehen können als Michael Suck als Chefred zugange war. Der brachte seine eigene Ära und einen …
Habe vor paar Jahren Real Ihlpol, fotografiert, vor dem Umbau (noch unter real) bei den kitschigen Familienplakaten musste ich grinsen, was bei real auch …
Ich bin froh, dass die Videotheken verschwunden sind. Die haben die Innenstädte verschandelt. Der Handel wird in 30 Jahren fast vollständig online sein …