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Dirk am 26. Juni 2022
Wenn es neben Comics, BMX und Computerspielen etwas gab, das meine Kindheit und Jugend wie nichts anderes prägte, dann war es die Zeit im Kleingarten. So ein autonomer Garten hat in unserer Ahnentafel Tradition. Nicht nur die Urgroßeltern hatten einen, auch die Großeltern beackerten fast ihr gesamtes Leben ihr eigenes „Lande“. Wo dann später auch meine ersten Lebensjahre begannen. Und um 1982 entschlossen sich die Eltern, sich ebenfalls eine Parzelle zuzulegen. Die von uns über zehn Jahre als Hobby- und Erholungsort genutzt wurde. Solche auch als Schrebergärten bezeichneten Orte sind als Raststätte auf der Strecke des Alltags nicht zu unterschätzen. Und wer vorhat, sein eigenes Grundstück im Grünen zu bewirtschaften, kann sich glücklich schätzen. Damals wie heute. Besonders wenn man nur das Stadtleben kennt, vielleicht noch in einer dieser Betonsiedlungen wohnt. Denn Kleingärten dienen nicht nur zur Selbstverwirklichung und dem Anbau von Obst und Gemüse, sie haben auch viele versteckte Werte, die einen erst im fortgeschrittenen Alter richtig bewusst werden.

Der Kleingartenverein „Gute Ernte“ e. V. in Bremen Horn-Lehe. Eine natürliche Oase inmitten einer Stadt.
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Dirk am 24. Februar 2022
Erwähnt man heutzutage irgendwo noch „Cheech & Chong“, erntet man skeptische Blicke und muss sich fragen lassen, ob man vom Asia-Lieferdienst spricht. Die beiden Komödianten Tommy Chong und Cheech Marin sind inzwischen wohl ziemlich in Vergessenheit geraten. Dabei waren sie in den Achtzigern überaus bekannt. Angefangen als umhertingelndes Comedy-Duo, veröffentlichten sie nebenbei ein paar Platten und tauchten hier und dort in Low-Budget-Filmen auf. Mit ihrem ersten Film „Up in Smoke“ (1978) wurden sie dann auch hierzulande als schmarotzende Taugenichtse Cheech und Chong populär, die ihren Alltag mit Dummheiten, Rumgammeln und Tütendrehen verbringen. Ihren zweiten Film, den sie pragmatisch „Next Movie“ (1980) nannten, und der hierzulande als „Noch mehr Rauch um überhaupt nichts“ veröffentlicht wurde, habe ich mir vor fast 30 Jahren regelmäßig auf VHS reingezogen. So war es mir eine große Freude, dieses Relikt der späten Jugend erneut auf DVD zu bekommen. Und wie immer fragte ich mich, ob der Streifen auch heute noch so knallt wie damals – oder doch nur alles viel Rauch um nichts war?

Cheech und Chong’s Next Movie – Noch mehr Rauch um überhaupt nichts
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Dirk am 5. September 2021
Sind Plattformspiele heutzutage eher ein Nischenprodukt, so waren sie in den Achtzigern überaus populär. Nicht umsonst zählt „Super Mario Bros.“ (1985) zu den einflussreichsten Videospielen aller Zeiten. Und Mario hatte bereits seinen ersten Auftritt als hüpfender Klempner in „Donkey Kong“ (1982), das als Urvater des Genres der „Jump ’n‘ Run“-Spiele gilt. Mit Dead Zone erschien ein paar Jahre später ein mysteriöses Low-Budget-Spiel für den C64, das mich gleichzeitig frustrierte wie faszinierte. Und welches durch das bizarre Setting der Welt von Mario in nichts nachstand und meine Fantasie beflügelte. Fast drei Jahrzehnte später habe ich mir nun vorgenommen, dieses uralte Stück Software neu zu entdecken und herauszufinden, ob die Faszination von damals auch heute noch wirkt. Oder vielleicht alles doch nur heiße Luft war.

Dead Zone (1987) – Low-Budget-Spiel mit einigen Besonderheiten
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Deutsche Innenstädte veröden zusehends. So sagt man zumindest. In meiner rheinhessischen Wahlheimat kann ich keine Vergleiche zu früher ziehen, doch in der Heimatstadt Bremen fällt es bei jedem Besuch erneut auf, wie trostlos, verlassen und eintönig einige Ecken der Innenstadt geworden sind. Und das nicht erst seit der Pandemie und den gewachsenen Leerständen. Das Sterben der großen Kaufhäuser begann bereits vor drei Jahrzehnten. Und seitdem hat sich vieles verändert. Zeitgeist, Konsumverhalten und auch die Bedeutung einer Innenstadt. Damals war ein Bummel „in die Stadt“ für mich noch mehr als nur der notwendige Einkauf. Seit der frühen Kindheit war es ein Erlebnis, das ich mit vielen weiteren Eindrücken verknüpfte. Und in die Achtziger und Neunziger geht es nun zurück. In eine Zeit, wo die Geschäfte in der City noch um 18:30 Uhr schließen mussten – und am Samstag sogar schon am frühen Mittag.

Die Sögestraße. Bremer Einkaufspassage, die der bronzene Schweinehirt mit seiner Herde einläutet.
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Als im März 2020 die letzte Folge lief, endete ein fast 35 Jahre altes TV-Ritual, das anfangs die Massen elektrisierte und von der Presse als „Schmierentheater“ verrissen wurde. Wenn man überlegt, dass die Lindenstraße zu Bestzeiten einmal um die 14 Millionen Zuschauer hatte und jeder vierte Westdeutsche am Sonntag um 18:40 Uhr gebannt vor der TV-Kiste saß, dann haut einen das heute fast um. Aber so war es tatsächlich. Die Großeltern schauten es, die Eltern und ich auch. Selbst auf dem Schulhof wurde montags darüber gequatscht, was für eigenartige Sachen in diesem „ganz normalen“ Mehrfamilienhaus passiert sind. Im Laufe der Jahre hatte die einstige Kultserie nicht nur mit wachsender Soap-Konkurrenz, sondern vor allem mit der Zeit als unbarmherzigen Gegner zu kämpfen. Denn das, was anfangs funktionierte, musste Jahr für Jahr auf eine Epoche angepasst werden, die sich immer mehr von dem entfernte, was viele einst zum Einschalten animierte. So geht die Reise nun zurück in eine andere Zeit. Zu den Anfängen einer Serie, die mit trostspendenden Spiegeleiern, Silvesterwalzern und angebrannten Weihnachtsplätzchen ein Stück Fernsehgeschichte schrieb.

Lindenstraße (1985-2020) – deutsche Seifenoper im Wandel der Zeit
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Dirk am 25. Februar 2021
Mit mehr als 10.000 veröffentlichten Spielen hat es der Commodore 64 in den Achtzigern auf eine stattliche Ansammlung gebracht, mit der man sich das Rentenalter perfekt verlustieren könnte. Nannte man einen „Brotkasten“ sein Eigentum, fällt einen das Verständnis für die Magie der C64-Ära leicht. Hatte man nichts damit am Hut, stellt sich allenfalls die Frage, wie man sich so ein umständliches Ding antun konnte, das einen nach langer Ladezeit oft schlecht steuerbare Sprites als „Spiel“ verkaufte. Denn eines muss man zugeben, legt man die Nostalgie beiseite: Ein Großteil der damaligen Spiele ist furchtbar gealtert und eher ein Fall fürs Museum als den Emulator. Glücklicherweise gab und gibt es immer Ausnahmen von der Regel, wo der Programmierer ein zukunftssicheres Produkt erschaffen hat. Netherworld ist eines von den C64-Relikten, das 1988 vom britischen Publisher Hewson veröffentlicht wurde und auch heute noch eine verblüffend gute Figur abgibt. Also ab damit in den Emulator.

Netherworld (Hewson, 1988) – bizarres C64-Action-Puzzle, das gut gealtert ist
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Dirk am 31. Januar 2021
Es gibt selten Filme, die ich mir mehr als einmal ansehe. Und davon nur ganz wenige, die ich bislang dreimal und mehr gesehen habe. Tarantinos „Pulp Fiction“ (1994) und Walter Hills „The Warriors“ (1979) zählen mit zu diesem kleinen Kreis. Und dann ist da einer, der einsam auf dem Thron hockt und in den letzten 30 Jahren ein Dutzend Mal wiederabgespielt wurde. Anfangs auf VHS-Kassette und später auf DVD. Es ist einer der weniger bekannten Filme von Martin Scorsese, den er 1985 als Die Zeit nach Mitternacht („After Hours“) auf die Leinwand brachte. Eine schwarze Komödie mit tragischen, schrägen und etlichen surrealen Zügen. Quasi ein nächtlicher Trip durch Lower Manhattan. Und das (fast) ohne Drogen.

„Die Zeit nach Mitternacht“ (1985) – unterschätzter Filmklassiker der Achtziger.
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Dirk am 31. Oktober 2020
Autofahren war früher noch richtige Hingabe. Die alten Lenkungen und Bremsen erforderten Kraft und Geschick, übliche Reparaturen ließen sich selber erledigen und statt aufs Navi musste man sich auf Erfahrung und Intuition verlassen. Lange Zeit gab es weder Parkplatzsorgen, Gurtpflicht noch Promillegrenze. Und auf den Autobahnen war so wenig los, dass man sich an ungehemmter Freiheit berauschte und den Traum automobiler Rollenverteilung lebte. Das hat sich inzwischen alles geändert. Geblieben ist das Automobil als deutsches Kulturgut und Konfirmation zum vollwertigen Staatsbürger. Ebenso als fahrbares Prestigeobjekt, mit dem man Wohlstand und Leistung demonstriert. Aber nicht nur das Drumherum hat sich verändert. Das moderne Auto hat kaum noch etwas mit den Blechkisten vergangener Tage gemein. Schaut man sich gewisse aktuelle Modelle an, wünscht man sich allerdings oft die gute alte Zeit zurück. Oder doch nicht?

Der einzigartige Mercedes-Benz 300 SL (1954-1957) mit Flügeltüren
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Dirk am 8. August 2020
Radfahren liegt im Trend. Ob nun Corona oder das kaputte Klima mit dazu beigetragen hat: Man schmunzelt schon über die vielen Neuradler auf den Radwanderwegen, die ausschauen, als wären sie ihr Leben lang nur Auto gefahren – in bunter Montur, auf nagelneuen, überstaffierten Fahrrädern. Einerseits erfreulich, dass eine auf Muskelkraft und Mechanik basierende Fortbewegungsmethode im von Bequemlichkeit angetriebenen Land vermehrt Beachtung findet. Andererseits, so viel Mechanik spielt beim modernen, mit Elektronik überladenen Fahrrad gar nicht mehr die Hauptrolle. Aber das ist beim Auto ja ähnlich. Wo man früher den Schraubenschlüssel brauchte, muss nun die Werkstatt mit Software und Laptop her. Als jemand, der seit 40 Jahren mit dem Fahrrad unterwegs ist, hat so ein traditionelles Zweirad noch eine ganz eigene Bedeutung. Und die pendelt zwischen Sportgerät, Fortbewegungsmittel sowie einem Vehikel, an dem man rumschrauben kann – damals wie heute.

Mein inzwischen fast 25 Jahre altes „Bike“ der Marke Eigenbau.
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Früher war gute Bildung und „was Anständiges“ lernen hocheilig. Daher sollte man statt in Comics seine Nase lieber in Schulbücher stecken. Die waren nur leider staubtrocken und alles andere als lustig. Auch zählte ich zu den Schülern, die nach Unterrichtsschluss freiwillig kein vergilbtes Buch mehr anfassten, wo zig Jahrgänge vorher schon reingerotzt hatten. Da tauchte ich lieber in die chaotischen Abenteuer der Agenten Clever & Smart ein, die mit dem Holzhammer einen Gag nach dem anderen raushauten und sich dabei gegenseitig Beulen in der Größe einer Ofenkartoffel verpassten. Literarisch wertvoll war der von Erwachsenen gern als „Schund“ bezeichnete Stoff nicht gerade. Und stellenweise auch nicht immer kindgerecht. Vielleicht war das der Grund für den Kultstatus, den diese Comics damals bei mir hatten? Nach über 30 Jahren gilt es nun, das herauszufinden.

Clever & Smart (Comic-Kultur seit 1958)
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